
Eröffnung: 23.5. 2025 / 19 Uhr
Dauer: 6.7.2025
Öffnungszeiten:
jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr
Teilnehmende Künstler:Innen
Uta B. Waeger / Michael Mittermayer / Franz Amann / Juri Giesinger* / Heinrich Salzmann / EMI R. Denk / Ewald Hotz / Martin Dietrich / Lisa Krabichler / Peppi Spiss / Alois Galehr / Günter Bucher / Admir Mahumtovic* / Hans Krois* / Anita Decker* / Christian Geismayr / Harald Grünauer / Arno Popotnig / Savas Kilinc* /Ch.Lingg / Leopold Kogler / Victor Olmos / HGFader / Lukas Moll* / Irmgard Welte* / Daniel Nesensohn*
*Art Brut – ARTelier Vorderland
„Kunst kommt vor Brot“
Die oft Heinrich Heine zugeschriebene Redewendung bringts auf den Punkt: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Neben materiellen Bedürfnissen braucht er geistige und ästhetische Nahrung – Kunst als Ausdruck von Freiheit, Sinnsuche und Menschlichkeit.
Im 19. Jahrhundert, geprägt von Umbrüchen, Armut und Repression, entfalteten sich bedeutende Werke der Literatur und Kunst. Heine, verehrt und gefürchtet für seine freiheitlichen Ideale, wurde vom Deutschen Bund zensiert und er verbrachte seine letzten Jahre im Pariser Exil.
Schon Friedrich Schiller erklärte in seiner „Ästhetischen Erziehung“, dass Kunst nicht bloßer Luxus, sondern eine Voraussetzung für moralische Entwicklung sei. In seinem bekannten Satz „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ verbindet er Kunst mit Freiheit und Humanität.
Auch Rainer Maria Rilke sah in der Kunst eine Möglichkeit, das Unsagbare, den Schmerz in Sinn zu verwandeln und aus zudrücken. Gerade in Krisenzeiten stiftet sie Trost und Orientierung.
Thomas Mann beschreibt in „Tonio Kröger“ das Spannungsfeld zwischen bürgerlicher Welt und künstlerischer Existenz. Kunst ist nicht ein dekoratives Extra, sondern dient als existenzielle Notwendigkeit.
„Kunst kommt vor Brot“ eröffnet somit eine Debatte über Werte und soziale Gerechtigkeit, und ist so kein weltfremder Idealismus, sondern Ausdruck einer tiefen Einsicht in die menschliche Natur. Angesichts aktueller Krisen – Klimawandel, Krieg, politischer Extremismus – wird diese Diskussion nun neu relevant. Was einst als übertriebene Parallele zur Weltwirtschaftskrise erschien, rückt näher an die Realität heran. Der globale Vertrauensverlust, politische Polarisierung und kollektive Verunsicherung machen es schwer, Vertrauen und Hoffnung zu halten.
Gerade Heute ist es wichtig Biotope des Positiven zu schaffen. Kleine Rückzugsorte in denen Menschlichkeit, Mitgefühl und Zuversicht gedeihen können. Philosophisch betrachtet ist hier die Bedeutung von Kunst und Kultur wieder einmal in einer offenen liberalen, toleranten Gesellschaft gemeint.
„Kunst kommt vor Brot“ ist kein weltfremder Idealismus, sondern Ausdruck einer tiefen Einsicht in die menschliche Natur.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein – er lebt auch von Geschichten, Bildern, Musik und Ideen. Ohne Kunst verkümmert der Mensch nicht nur kulturell, sondern auch geistig und seelisch. In diesem Sinne ist Kunst nicht Luxus, sondern nährendes Überlebensmittel.
Damit der Widerstand der Kunst nicht in seinem selbstgefälligen, narzistischen Gegenteil verschwindet, muß er die unaufgelöste Spannung zwischen zwei Widerständen nämlich der Kunst und dem Betrachter:Innen bleiben.